Vogel der Woche

Die Welt aus ornithomanischer Sicht!

Die Welt ist lustig, insbesondere aus Sicht der Vogelkundler. HikE schreibt seit vielen Jahren den „Vogel der Woche“. Angefangen hat die Serie im Morgenmagazin von Radio Unerhört Marburg, fortgesetzt wurde sie im Podcast Quatschbrötchen.

Vogel der Woche: #087 - Wachteil

24. April 2025

Das Wachteil. Coturnix uhrnix.

Das Wachteil zeichnet sich durch präzises Aufwachen zum garantiert falschen Zeitpunkt aus. Wachteile verdösen den Tag, um just in dem Moment ihren Kopf aus dem Busch zu stecken, in dem ein Habicht drauf landet oder ein Fuchs mit Appetit auf eine kleine Zwischenmahlzeit vorbeischaut.

Wenn ein Wachteil sich einen Wecker stellen würde, würde dieser Wecker exakte­ment in der Sekunde bimmeln, in der eine Blindschleiche mit dem Hörrohr das Gestrüpp auf Essbares durchhorcht.

Wer hat gesagt, daß das Leben fair ist?


Beteiligt:

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HikE Worth
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Gregor Börner
Sprecher

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Vogel der Woche: #095 - Der Wetterstar

21. April 2025

Wetterstar. Sturmus vulgaris.

Diesem so sehr nach einem gewöhnlichen Star aussehenden Vogel traut kein Mensch irgend etwas anderes zu als seltsames Gezwitscher, Kirschenklau und anderes vogelübliches Zeug; vielleicht noch das Brüten in einem Starenkasten, und, wenn die Assoziative Phantasie des Menschen überschäumt, vielleicht sogar das Brüten in einer Auto-Blitzer-Kamera, aber auch nur weil diese dummerweise ebenfalls Starenkasten genannt wird.

Aber der Wetterstar ist nicht so einer. Seltsam zwitschern mag noch angehen; das ist aber auch nicht seltsamer als das was andere Stare so zwitschern: also dieses ganze Fümms bö wö, rinzekete rakete, und so weiter.

Und Kirschen klaut er höchstens über einen metereologischen Umweg. Der Wetterstar ist nämlich der Erzeuger des Starwind, eines exorbitanten Sonderwetters, welches noch stärker als ein herkömmlicher Starkwind reinhaut und die Kirschen wie auch alles andere von wirklich jedem Baum runterwirft.

Sein Flügelschlag bewirkt eine ganze Menge. Der Wetterstar weiß das und bewegt sich daher meist zu Fuß, denn ihn selbst wirft es bei Starwind ebenfalls vom Baum.

Kürzlich wurde dem Wetterstar die Moderation einer eigenen TV-Show angeboten, Wettern Dass?!; jedoch lehnte der Vogel ab mit der Begründung, er sei nicht so ein begeisterter Wetter.

Dabei zuckte er bedauernd mit den Flügeln, was den Tornado Helene auslöste, wodurch noch viel weniger Kirschen an den Bäumen geblieben sind als sonst.

So kann’s gehen.


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #094 - Der Ikea

14. April 2025

Heute: Der Ikea. Nestor inotabilis.

Dieser Vogel war bis vor kurzem der häufigste Papagei Neuseelands. Er erfreute sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit, da er ein handwerkliches Talent besaß, und das ganz ohne Hände! Nur mit Füßen und Schnabel war der Ikea in der Lage, Regale aufzubauen, die nicht zusammenbrachen, und Stühle zu montieren, die stehen blieben, wenn ein Mensch sich draufsetzte. Bei alldem war der Ikea genügsam, flog zum Rauchen, zum Poppen und zum Essen nach draußen, putzte sich die Füße (und den Schnabel) ab, wenn er wiederkam, trank niemals vergorenen Gerstensaft, und besaß – als Tüpfelchen auf dem I seines Charakters – auch noch eine erstaunlich wohltönende Stimme, die niemals lachte wie eine alte hämische Tante, und auch niemals das Zeitzeichen im Radio oder den Handyklingelton zur Unzeit nachahmte.

Er war so beliebt, dass er sogar zum Wappenvogel des neuseeländischen Dachverbandes der Mund- und Fußmaler aufstieg, und die Belange dieser Menschen ohne Arme werbewirksam in Brief, Fax, Rundfunk und Fernsehen vertrat.

Leider starb der Ikea nach einem Direktkontakt mit dem Ifresser aus.

Heute lebt nur noch sein enger Verwandter, der zweithäufigste und eher zwölftbeliebteste Papagei Neuseelands, der gummidichtungsknispelnde Kea (Nestor notabilis), der einen Imbusschlüssel nicht von einer Salzstange unterscheiden kann.


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #093 - Die Schollenente

7. April 2025

Heute: Die Schollenente. Bucephala glaciens.

Die Schollenente ist auch von weitem schon leicht von anderen Entenarten zu unterscheiden, denn sie trägt ganzjährig eine deutlich erkennbare Scholle im Gefie­der, und zwar rundum, auf Höhe der Wasserlinie.

Diese Scholle beeinträchtigt zwar ein wenig die Manövrierfähigkeit der Ente beim Schwimmen, gibt ihr jedoch auch zusätz­lichen Auftrieb. Zur Balzzeit, wenn sich viele Schollenenten auf dem Wasser versam­meln, geht es da so lebhaft zu wie beim Autoscooter. Die Erpel scheinen förmlich Vergnügen daran zu finden, Konkurrenten mit Hilfe der Scholle aus dem Kurs zu rammen. Ob hier noch andere Vögel mit merkwürdigen Schnurrbärten aufspringen, um Plastikchips einzusammeln, wurde bis­ her aber nicht beobachtet.

Ein weiterer Vorteil der Scholle erschließt sich dem Beobachter in der Brutzeit. Die Ente „deckelt“ damit ihr Nest, um es vor zu starker Sonneneinstrahlung oder Regen zu schützen. Die Eier wendet sie von Zeit zu Zeit geschickt mit den Füßen und kann dabei obenrum noch Gefiederpflege be­treiben.

Die Schollenenten gehen tagsüber ungern an Land, weil das einfach doof aussieht, sie gelegentlich nach einer Seite umkippen, und sie die Sprüche, die dann kommen, nicht so abkönnen. Sie sind aber wahre Flugkünstler, wenn sie’s erstmal in die Luft geschafft haben, denn die Schollen bringen gute aerodynamische Eigenschaften mit. („Bürzelchen! Schau mal! Ich hab’ Dir aus der Stadt ein paar schöne aerodynamische Eigenschaften mitgebracht!“)

Der Landeanflug dauert daher auch etwas länger als bei anderen Entenarten, weil das Aussegeln ja auch noch erledigt werden muss. Die junge, noch unerfahrene Schol­lenente verfehlt dann auch schon mal den Teich, weil sie über’s Ziel hinausschießt und dann im günstigsten Fall auf Uferzonen oder Brachflächen ausrodelt. Das merkt sie sich aber schnell und lernt bald dazu.

Schollenenten kommen daher eigentlich auch nur auf größeren, oder wenigstens längeren Teichen vor.


Beteiligt:

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Theobromina
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Vogel der Woche: #092 - Die Attackelerche

31. März 2025

Heute: Die Attackelerche (Kamikazelerche). Alauda attacka.

Die Lerchen haben generell ein kleines Problem, nämlich das Gefährdetsein und Aussterben. Ihre Lebensräume werden zubetoniert, und der typische Lerchenflug funktioniert nicht auf Landebahnen und Parkplätzen, egal wie sehr diese in unbepflanztem Zustand einem Acker ähnlich sehen mögen. Die den Asphalt beweidenden bunten Blechbeulen stören erheblich. Außerdem gibt es immer weniger zu futtern für die Lerchen, denn ihre Snacks kommen grundsätzlich unverpackt daher und können auch schon mal fliegen. – Natürlich treffen diese Kriterien auch irgendwie auf eine Boeing 747 zu, jedoch gibt es mit letzterer mehrere kleine Probleme; das beginnt beim fehlenden Dosenöffner und endet nicht zuletzt bei der Größe der Schnabelöffnung der normalen Lerche.

Die Lerchen sind sich der Problematik ihrer Existenz durchaus bewusst und haben sich gebietsweise zu Interventions-Gruppen zusammengeschlossen, die Guerilla-Gardening betreiben, mit Infoblättern auf ihre Lage aufmerksam machen, und sich auch als Anlaufstelle und Kooperationspartner für andere gefährdete Vogelarten (zum Beispiel den Tierfreund-Kiebitz) der Acker-, Feld- und Wiesenbrachen betätigen. Wo immer sie können, bilden sie Banden und bringen der menschlichen Bevölkerung die Flötentöne bei.

Im April 2012 kam es zu einer offenen Konfrontation zwischen Lerchen und Ornithologen, deren Hintergrund in der Öffentlichkeit weitestgehend unverstanden blieb. Es ging ein Foto eines Steines, eines Fernglases mit kaputter Linse und einem Bekennerschreiben durch die Tagespresse, welches man dem anarchistischen Spektrum zuordnete und von dort an in der Politik die Anti-Linken-Gesetze weiter verschärfte.

Der Anlass des Steinwurfes war allerdings, dass ein bekannter Marburger Ornithologe Exkursionen zum Lerchen-Twitching anbot und bei dieser Gelegenheit viele Jahre lang mit schönster Regelmäßigkeit seinen zur 500 m langen Anfahrt verwendeten SUV auf den einzigen unbetonierten Fleck Erde parkte, welcher den letzten Lerchen des Gebietes als Rückzugsort diente.

Da mehrfache Info-Zettel („Sehr geehrter Mensch, Du parkst soeben dein Auto auf dem letzten Fleck unversiegelter Erde. Dieses Fleckchen ist der letzte Rückzugsort für die Lerchen in diesem Gebiet. Um Dich herum ist alles betoniert und asphaltiert, damit Dein Auto dort schön stehen kann, und wir bitten darum, das Du zukünftig nicht das letzte verbliebene Biotop zustellst und den Lerchen damit ihre Lebensgrundlage nimmst! Dankeschön für zukünftige Rücksichtnahme, Deine Lerchen“) unterm Scheibenwischer keine Abhilfe brachten, griffen die Vögel schließlich zum Wurfstein und lösten einen Sturm der Empörung in der Oberhetz-Presse aus, welcher in seiner Heftigkeit durchaus der 1993er Hetzkampagne gegen die Killerkrähe und der Riesenraubelster gleich kam und die Marburger Jägerschaft geschlossen den Abschuss der Kamikaze-Lerchen fordern ließ.

Presse-Überblick (chronologisch; dieser Teil ist nicht im Sprechtext enthalten):

  • Hitzetoth, Wahnfried (2012): Ornis verpisst euch. Kamikazelerchen schmeißen Steine auf angesehene Marburger Professoren. Oberhetz-Presse 16.4.2012
  • Professor Dr. Hase, Martin (2012): Wir müssen zusammenhalten gegen diese linke Brut. Kommentar. Oberhetz-Presse 16.4.2012
  • Professor Dr. Hase, Martin (2012): Wer ersetzt den volkswirtschaftlichen und volksgesundheitlichen Schaden, wenn ein Fernglas, das Instrument des Friedens, tätlich angegriffen wird? Leserbrief. Oberhetz-Presse 17.4.2012
  • Dipl. biol. Krafft, Tanja (2012): Patentgeschützte Methode zum Auffinden von Kamikazelerchen durch HASE- LIMNOLOGISCHE MULLUSKEN-ORNITOLOGIE entwickelt. Wissenschafts-Beilage. Oberhetz-Presse 18.4.2012
  • von Mannteuffel-Brunzbocker, Lindgund-Walpurga (2012): Abschuss freigeben! Die traditionelle Marburger Adels-Jägerschaft sieht sich in der Verpflichtung, renitenter linker Fauna die Grenze zu zeigen. Leitartikel. Oberhetz-Presse 18.4.2012
  • Prof. Dr. med. Dr. Dr. hc. Warzbach, Baldo-Guido (2012): Solidarität mit dem geschädigten Kollegen Professor Dr. Hase! Bald ist es wieder so weit, dass krankheitskeim-verbreitende Vögel Automobile beschmutzen und beschädigen. Leserbrief. Oberhetz-Presse 18.4.2012
  • Cornes, Gisela (2012): Lerchen-Aufstand in Marburg. Paramilitärische Vögel trainieren für den Kampf um Raum und beschädigen dabei ein Fernglas. Frankfurter Rundhau 20.4.2012
  • Cornes, Gisela (2012): Ein Heldenportrait: Professor Dr. Martin Hase überstand hinterhältigen Terrorangriff im Feld. Kollegen solidarisieren sich mit dem geschockten Ornithologen und rufen auf zu Spendenaktion. Marburger Samstagsheizung 21.4.2012
  • Cornes, Gisela & Wahnfried Hitzetoth (2012): Unsere Autos als Lebens-Begleiter (13): Der kampfbewährte SUV des Ornithologen Professor Dr. Hase. Innovations- und Lifestyle-Magazin der Bayerischen Motoren-Werke (3): 12-21
  • Hitzetoth, Wahnfried (2012): Eisvogel löst Lerche ab. Kicher-Brauerei gibt sich ein neues Logo. Oberhetz-Presse 25.4.2012

Beteiligt:

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HikE Worth
Text, Bild, Sprechix

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Vogel der Woche: #091 - Knutfangsperber

24. März 2025

Der Knutfangsperber. Accipiter knutivorus.

„Fang den Knut“ ist ein beliebtes Spiel unter Vögeln. Den unangefochtenen Rekord im Knutfang hält seit dem Jahr 2008 der Knutfangserber, der eine einzigartige Technik entwickelt hat, um den Knut zu fangen.

Als erstes stellt er eine Thermoskanne mit frisch gekochtem Tee ins Watt.

Als nächstes wartet er auf das Eintreffen des Sonderlings, der für gewöhnlich innerhalb der nächsten halben Stunde erscheint, weil er einen hohen Bedarf an frisch gekochtem Tee hat. Der Sonderling holt aus dem Rucksack seine eigene, leergetrunkene Kanne, und in dem Augenblick schnappt der Knutfangsperber kurz – symbolisch – zu, und sagt: „Hab Dich.“

Symbolisch deshalb, weil der Knutfangsperber den Sonderling mit Vornamen Knut noch viel öfter fangen möchte.

Knut tauscht grummelnd die leere gegen die volle Kanne und bleibt zur Belohnung kurz neben dem Knutfangsperber stehen, bis der ein Beweis-Selfie geschossen hat, welches er sofort zwitschert. Danach zischt der Sonderling wieder ab in die Flut, und Knutfangsperber wie Knut haben bekommen, was sie wollten.

Gelegentlich ist die Natur poetisch.

P. S. Nicht verwechseln mit dem Kurtfangsperber!


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #090 - Verstaucher

17. März 2025

Der Verstaucher. Gavia lyrica.

                    Es 
                   war 
                  einmal
                   ein
                Vogelvieh,
das  taucht'  von  spät  bis  in  die  Früh'
 in     Silben,     Worten,     Blattsalat,
  war selbst zum Reim sich nicht zu schad.
    Es reimt nicht schön, doch effektiv,
                das Versmaß
                hängt   des
               öftern schief.
             Auch hat sich gar
           manch Vers verstaucht
          den  Jambus,  der  auch
            nichts mehr taucht.

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #088 - KO-Ralle

10. März 2025

KO-Ralle. Rallus executans.

Die Ko-Ralle ist eine sogenannte Starkralle, sie unterscheidet sich von den anderen Rallen1) durch extreme Körperstärke. Wo sie hinfliegt, wächst kein Gras mehr und steht so schnell keiner mehr auf. Einige Ornithologen bezeichnen sie sogar hinter ihrem Rücken als den Popeye des Sumpfes – und achten sehr darauf, dass die Ko-Ralle diesen Spitznamen nicht hört, denn Humor besitzt die Ko-Ralle keinen, da wird sie zum Berserker. Und sie ist stolz darauf, keinen Humor zu besitzen.

Die Ko-Ralle hat eine ganz ordentliche Vermehrungsrate, wie wir aus dem Aufploppen von Kampfkunst-Zentren und Muskelpumperbuden allentorten schließen können. Jedoch ist die Ko-Ralle nicht so häufig wie zu erwarten wäre, da diese Kampfkunst-Zentren und auch die einzelnen Ko-Rallen sehr viel Werbung im Internet machen, um ihre gestählten Federkiele und vor Kraft berstenden Hühnerbrüste eingeölt auf Instagram zu präsentieren.

Doch im Internet lauern zwei Gefahren auf Vögel, die erste ist allgemeiner Natur und besteht aus dem Besuchten Internetfinken, diesem kleinen lila Schnitter mit seiner großen orangenen Kettensäge.

Dass ein so kleiner Vogel sie bedrohen könnte, bekommen die Ko-Rallen nicht in ihren Zerebralkomplex hinein, weil sie lediglich den Körper trainieren, nicht aber den graurosa Klumpen, der lose innerhalb ihrer Schädelkapseln herumkullert.

Die zweite Gefahr ist deutlich spezieller; es ist der Bratspieß findiger Broilerbudenbesitzer, welche gezielt das WWW nach eingeölten Hühnerbrüsten durchstöbern und wenig Hemmungen haben, Ko-Rallen durch kleine Lockschildchen in ihre Etablissements zu locken und anschließend als Grillhendl zu servieren.

Liebe Mit-Ornithologen, lasset uns eine kleine Gedenkminute für die KO-Ralle einlegen, wenn wir mal wieder vor einem Imbisswagen stehen, wo auf dem Asia-Würzmix mit Filzstift das Wort „Würzmix“ durchgestrichen und stattdessen „Kampfkunst Zentrum“ dazugeschrieben ist.

Und dann lasset uns ein „Grillhendl“ dort essen.

Guten Appetit.

1) den sogenannten Schwachrallen


Beteiligt:

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HikE Worth
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Vogel der Woche: #088 - Die Doppelschnepse

3. März 2025

Heute: Die Doppelschnepse. Gannilago hickedei.

Die Doppelschnepse ist, was Zweireiher und Blauspecht gerne gemeinsam hinzukriegen wünschten, wenn sie denn nur endlich einmal in ihrem Leben im selben Biotop am Tresen zusammen abhingen: der allerbetrunkenste Vogel der Welt. Interessanterweise ist aber niemals die Doppelschnepse selber betrunken, sondern immer nur ihre Umgebung, und diese vollständig und mit 4 Promille Minimum.

In der Nähe der Doppelschnepse findet man erschreckend viele motorisierte Fahrzeuge, welche sich in schneller Bewegung befinden und den einzigen Festhaltepunkt für ihre Insassen darstellen – auch für die Insassen welche sich auf dem Fahrersitz befinden. Und regelmäßig hört man von exakt diesen Insassen, sie hätten rein gar nichts getrunken.

Nachdem sich derartige Beobachtungen und Behauptungen an einigen Strecken auffällig häuften, ließ das Verkehrsministerium mal einen Wünschelrutengänger und einen Ornithologen auf die Sache los. Der Wünschelrutengänger ist verschollen, der Ornithologe kehrte am Rande eines Alhohol-Komas befindlich aus dem Untersuchungsgebiet zurück und konnte vor seinem Exitus nur noch vermelden, dass ein Rudel von Gannilago hickedei seinen Einstand direkt neben dem auffälligen Straßenabschnitt habe.

Auch polizeiliche Untersuchungen lieferten als Ergebnis lediglich Beamte mit lebensgefährlichen 4 Promille an die Behörde zurück; es war vollkommen egal, ob diese in Zivil, in Uniform, im Ganzkörperkondom oder in einem Bleischrank das Gebiet betraten. Die Doppelschnepse beziehungsweise ihr fataler „Spirit“ drang durch sämtliche Materialien.

Das Problem konnte erst mit Hilfe von Robotern gelöst werden, welche, durch die erprobte Kampftrinkerstaffel der Marine gesteuert, die Doppelschnepsen in Lebendfallen festsetzten und sie alsdann unter großflächiger Absperrung der Straßen in einem nächtlichen Transport zur nächstgelegenen Kirschpralinen-Fabrik verfrachteten.

Dort kommentierte man verblüfft: „Oh, Dankeschön fürs zurückbringen, wir hatten die schon gesucht, weil unsere Kirschen nicht mehr reinhauten.“


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HikE Worth
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Jürgen Kolb
Sprecher

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Vogel der Woche: #086 - Der Klostergeier

17. Februar 2025

Heute: Der Klostergeier. Vultur melissae-spiritis.

„Immer mürrisch, nie vergnügt und niemals lügt.“

 

Der Volksmund beschreibt das Wesen des Klostergeiers so treffend, dass ich eigent­lich gar nichts mehr hinzufügen kann.

Dir Tonsur kennzeichnet den Klostergeier schon aus weiter Entfernung als solchen; Verwechslungsmöglichkeiten bestehen höchstens mit den neuseeländischen Keas, die in ein Auspuffrohr geschielt haben. Da sich die Verbreitungsgebiete der beiden Arten aber nur dann überschneiden, wenn versehentlich eine Kiste mit einem Kea drin in den Bayerischen Alpen abgeworfen wird, ist die Bestimmung des Geiers in 57 % aller Fälle korrekt.

Das kleine Kreuz um seinen Hals ist leicht zu übersehen, da es aus anspruchslosem Material wie Knochen besteht und nicht in der Sonne glänzt.

Der schärfste Konkurrent des Klostergeiers ist der Mönchs­geier; die beiden Arten besetzen die gleiche ökologische Nische und wetteifern bei jeder Gelegenheit um die Gunst der Seelen, die bei dem Aas, das bis vor Sekunden noch ihre Adresse in der körperlichen Welt dar­stellte, herumsitzen und auf den geistlichen Beistand warten.

Es toben regelrechte Schlachten um die die Ex-­Gemsen und ­ehemaligen Murmeltiere, und nicht selten gehen beide Geierarten leer aus, weil es den Huflern und Nagern zu dumm wird und sie eine „Selbsthilfegruppe für ge­strandete aber nicht kompetent bekehrte Murmelseelen“ oder ähnliches gründen.

Die Auerwahn­-Sekte ist mittlerweile zur größten Auffangstation für beendete Rauh­fußhühner geworden, und die Bockshorn­-Gemeinde für abgewrackte Paarhufer und Stirnwaffenträger hat eine eigene e­Mail­-Adresse im Internet.

Bei alledem verwundert es nicht, dass man den Klostergeier nur noch sehr selten beten sieht.


Beteiligt:

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HikE Worth
Text, Sprechix

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