Vogel der Woche

Die Welt aus ornithomanischer Sicht!

Die Welt ist lustig, insbesondere aus Sicht der Vogelkundler. HikE schreibt seit vielen Jahren den „Vogel der Woche“. Angefangen hat die Serie im Morgenmagazin von Radio Unerhört Marburg, fortgesetzt wurde sie im Podcast Quatschbrötchen.

Vogel der Woche: #102 - Der Rara

9. Juni 2025

Der Rara. Ara rara.

Mauritius ist der Ort seines Vorkommens, blau ist sein Gefieder. Das deutet an, dass dieser Vogel selten ist. Sehr selten. Fast schon im Bereiche der Sagenhaftigkeit selten. Romantikern die Blaue Blume, Briefmarkenfetischisten die Blaue Mauritius, Ornithologen der Blaue Rara. Wenn der Rara sich nicht selbst poppen würde, dann würde er aussterben-selten. Genau SO rar ist der Rara. Seltener geht überhaupt nich. Ein Unikat. Quasi. Boah.


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HikE Worth
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Gregor Börner
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Vogel der Woche: #101 - Der Boller-Cordie

2. Juni 2025

Heute: Der Boller-Cordie. Canis familiaris colleris.

Der Boller-Cordie ist ADHS in Hund-Form. In der Wohnung ist er durch nichts am Fleck zu halten, befindet sich in Dauer-Rotation wie ein Schwarm Zuckmücken, und tönt dabei lauter als der Frankfurter Flughafen unter Beschuss durch Außerirdische. Es wurde schon die Vermutung geäußert, dass der Boller-Cordie selber ein Außerirdischer ist, da er erst bei zunehmender Betriebsamkeit so richtig zu entspannen scheint und öfters den Eindruck erweckt, er würde mehrere Minuten überm Boden levitieren, obwohl seine Pfotengeräusche auf dem Parkett laut und deutlich zu hören sind.

Öffnet man die Wohnungstür, ist der Boller-Cordie sogleich mit einem Raketenstartgeräusch ins Freie entschwunden, und man wartet einfach, bis er mit Nachbars Rinderherde oder einem Rudel umzingelter Gäste einer Trauerfeier samt Sarg und Sargträgern wieder auftaucht und ins Haus will.

Versuche, den Boller-Cordie an seinen selbständigen outdoor-Aktitiväten zu hindern, sind auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt. Sich selbst an das hintere Ende einer Leine zu hängen, an der vorne dieser Hund loszischt, endet grundsätzlich, nach eventuellem Hinterherflug leichterer Personen, mit Fesselung. Auch Schlittenfahrten sind mit einem Boller Cordie als Zugtier nicht möglich, denn dieser Hund will Dinge einkreisen und tut das auch.

Steht erst mal die Rinderherde oder Trauergemeinde im Wohnzimmer, lässt sich der Boller Cordie glücklich die Ohren kraulen, gibt Pfötchen und benimmt sich wie ein ganz normaler Hund.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #100 - Der Bieradler

26. Mai 2025

Heute: Der Bieradler. Aquillablabla cervejae.

Nicht ganz so gemütlich wie der Bierbussard kommt der Bieradler ‚rüber. Er hält sich selbst für eine echte Stimmungskanone, die bei keiner geselligen Runde fehlen darf; die anderen Vögel teilen von dieser Metapher nur das Bild der Kanonenkugel, welche in eine vormals friedlich-fröhliche Runde einschlägt.

Fröhlichkeit z. B. in einem Biergarten zieht ihn magnetisch an; allerdings macht der Adler bereits bei seinem Eintreten Stress an der Theke und nölt rum, er belauert jede Bewegung des Zapfhahns beim Zapfen, kontrolliert den vom Eichhörnchen aufgemalten Eichstrich an sämtlichen sichtbaren Gläsern mit seinem Adlerauge und teilt allen anderen Anwesenden unaufgefordert mit, dass alles unter seiner Kontrolle ist.

Das mag natürlich kein anderer Vogel während seines Feierabends, und auch kein anderes Tier, weshalb es im Biergarten mit dem Aufschlagen des Bieradlers erstmal still wird. Davon bemerkt der Adler nichts, da er – als echte Stimmungskanone – ja schließlich gewohnt ist, dass seine nun einsetzenden Monologe und Reden zum Feste nicht unterbrochen zu werden haben.

Jedoch hat er auch mit dem best-kontrollierten und korrektest-abgefüllten Bier alsbald Probleme welche er auch beim größten Argwohn nicht auf den Wirt zurückführen kann; die Bierkenmaus-Clique aus den Bäumen beginnt nämlich, ihm Streiche zu spielen. Flugs ist des Bieradlers Humpen während eines seiner Monologe mit einem langen Strohhalm geleert, oder in seinen Flaschenboden wurde ein Loch geknabbert, noch bevor er den Kapselheber (Verwaltungsdeutsch für Flaschenöffner, Kronkorkenentfernungswerkzeug; in der Praxis meist alles vom Einwegfeuerzeug bis zum 30 cm langen Schlitzschraubendreher) zum Einsatz gebracht hat.

Die anderen Tiere bekommen diese Streiche durchaus mit und sind einerseits erleichtert, dass ihre eigene Hopfenkaltschale nicht auf dem Radarschirm der anarchischen Hüpfmäuse ist, andererseits freuen sie sich daran, wie der mürrische und herrschsüchtige Bieradler zunehmend die Kontrolle über seine Umgebung verliert.

Laut zu lachen traut sich allerdings kein anderes Tier, denn der Bieradler ist wirklich sehr nachtragend, wenn etwas seine furiosen Nörgelmonologe unterbricht, und seine Stimme ist, wie die der meisten Adler, nicht nur nicht besonders lieblich, sondern sie kann sich von Genörgel bis zu einem Kreissägen-Kreischen steigern. Und ein kreischender Bieradler ist das Letzte, was die friedlichen Vögel zu ihrem Bier, ihren Nüsschen und ihrem Tagesausklang brauchen können.

Also verschluckt sich höchstens mal der eine oder andere, wenn er bei einem besonders dreisten Streich der Bierkenmäuse selber das sprichwörtliche Mäuschen sein darf, und sprüht dann sein Getränk durch die Nasenlöcher wieder aus.

Nach ungefähr drei oder vier Streichen zischt der Bieradler endlich beleidigt ab, und der Zapfhahn schickt ihm eine oder zwei Hennen hinterher, um sicherzustellen, dass der Adler außer Hörweite ist. Und solange die Hennen nicht wieder da sind, müssen alle anwesenden Tiere stillhalten, egal wie viel Bier sie aus den Nasenlöchern sprühen – weil sie wissen, dass der Bieradler beim leisesten Lacher wieder umdreht und erneut seinem Auftrag als echte Stimmungskanone nachkommen muss.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #099 - Olme der Tieflahn

19. Mai 2025

Die Olme der Deutschen Tieflahn-Expedition

Am 25. April 2021 setzte an Bord von U901 ein Edit-War ein, als es an die Bearbeitung der Exkursionsausbeute im Bereich der Olme ging (das sind Lurche aus der Tierklasse Amphibia). Bis heute wissen wir nicht, ob die nun folgend genannten Arten valide sind, oder ob sich da nur die beiden Kapitäne des Uboots gegenseitig gefoppt haben.

Aber lassen wir die beiden selbst zu Wort kommen.

  •  Schottenolm (Amphibius ventilis Kalamari, 2021)

Ein Tier, das am liebsten auf der Luke sitzt und verhindert, dass die Schotten dicht gemacht werden können. Auf einem Uboot so ziemlich das zweitlästigste Tier nach Tape Ahab.

  • Sprottenolm (Amphibius sprattiformis Kalamari, 2021)

Neuentdeckte Fischart, Quatsch, Lurchart, aus dem Marburger Meer da wo es am tiefsten ist. Der Sprottenolm ist klein, glitzert silbrig, kommt in Schwärmen vor und schmeckt erstaunlich nach erstaunlich leckerem Dosenfisch.

  • Kalamari (Amphibius tentakelis Ahab, 2021)

Ein hässlicher Klotz, der viele glitschige Arme hat und zudem Maulbrüter ist. Geradeausschwimmen ist nicht seine Sache, außer eine Erdnuss wird an einer Angel vor ihn gebunden. Ist nach dem Schottenolm so ziemlich das lästigste Tier an Bord.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #098 - Brieftaube

12. Mai 2025

Die Brieftaube. Columba lettera.

Die Brieftaube, wer kennt sie nicht aus Anekdoten von Opa, wenn der „vom Krieg“ oder „aus’m Ruhrgebiet“, oder von „damals als ich noch römischer Kaiser war“ zu erzählen anfängt? Ein Vogel, dem man Depeschen umschnallte und ihn dann fliegen ließ, weil Tauben, wie Forschix heute weiß, einfach einen sensationell geilen Orientierungssinn haben mit Magnetfeldkompass, polarisiertes Licht sehen und was weiß ich sonst noch alles für Hightech Features – Tauben sind sogar bekannt dafür, ein Tonstudio im Hals zu haben, aber ich lenke ab.

Joar, die Tauben selbst, die fanden das wahrscheinlich mit den Briefen eher nicht so prickelnd, aber sie waren eben jenseits ihrer für einen Menschen absolut befremdenden Ortungssinne sensationell geil auf ihre Lebenspartner*innen, welche, am Zielort eingesperrt, ihrer Beziehungs-Gegenstücke harrten, um bei nächster sich bietender Gelegenheit zwo Eier zu legen, zwei sensationell hässliche Küken ihr Familienglück zu nennen und sie mit Kropfmilch zu atzen.

Tauben sind sensationell seltsam.

Und wenn Opa davon erzählt, ist das für die meisten Zuhörenden eine Art tektonische Plattenverschiebung im Raum-Zeit-Kontinuum, wo doch heute Smartphones all das können, was früher die Brieftaube „by nature“ draufhatte, und zwar ganz ohne 5G-Sendemasten.

Zurück zur Brieftaube. Früher, schon in der Antike, wie wir aus Asterix-Filmen wissen, schleppte die Brieftaube Botschaften durch die Gegend, und war ’ne echte Konkurrenz zum reitenden Boten, hatte aber im Gegensatz zum reitenden Boden das gleiche Problem wie heute die Drohnen: Greifvögel, die entweder keinen Bock auf Durchzug durch ihr Revier hatten, oder viel Bock auf Mahlzeit. – Okay, die ersteren können, zur Brutzeit, in Wäldern oder Parks unterhalb ihrer Brutbäume mit den Horsten oben drauf auch schon mal angriffig auf sich schnell bewegende Dinge, wie z. B. reitende Boten, Radler oder freizeitrennende Menschen reagieren. Da muss es nicht die Brieftaube als Auslöser sein, zugegeben.

Jedoch hatte die Brieftaube trotzdem das Problem mit den Greifvögeln, egal ob durch „Mein Revier!“ oder „Essen!“ motiviert, und wir sind hier nun mal nicht ein Wissenschaftspodcast, sondern eine satirische Serie. Also Schnauze dahinten und weiter im Plot. Ich wollte nämlich ganz woanders hin.

Also die Brieftaube von der bereits Opa Julius Cäsar vor sich hin erzählt, hah, wer hätte das nun gedacht? – die meine ich gar nicht. Die hätte nämlich den Artnamen Columba livia domestica.

Ich will reden von der Columba lettera, der Namensnachfolgerin jener einstmals im großen Stile hochleistungsgezüchteten, vorhin beschriebenen, heute nur noch in Form von Stadttauben sattsam bekannten Vogelsorte.

Die Columba lettera transportiert keine Briefe. Sie sitzt im Schwarm der Stadttauben, fliegt mit ihnen die taubentypischen Kurbeleien, stürzt sich wie blöde auf Zeug, was ihr hingekrümelt wird, findet ihre*n Lebenspartner*in so geil wie jede andere Taube das mit – okay, weniger kompliziert formuliert: geht wie jede andere Taube eine stabile Langzeitbeziehung ein die nur der Omnibus-Zwillingsreifen oder ein Greifvogel, oder schimmliges Brot als Futter beenden kann – verabfolgt mit Hingebung den sensationell hässlichen zwei Taubenküken pro Brut Müsli aus’m Kropf, mit Milch, alles tauboid quasi.

Bis auf einen Punkt. Die Columba lettera, da vor deinem Dachwohnungs-Fenster auf dem Lawinenfanggitter balancierend, die Dachrinne bis zum Eichstrich vollkackend und mit ihren Kolleg*innen gemeinsam Taubengeräusche machend, die macht ein ganz besonderes Geräusch.

Wo sie das gelernt hat, ist unbekannt, aber es klingt nach einer Post-Werbekampagne der späten 1980er Jahre.

Die gurrt: „Schrrreib mal wieder. gurrruuuh.“

Guten Morgen.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #097 - Der Sojasprosser

5. Mai 2025

Heute: Der Sojasprosser. Luscinia vegana.

Dieser Vogel ist eng verwandt mit der Nachtigall. Er ist unscheinbar graubraun und fällt im Stadtbild meist nicht besonders auf, hat aber scheinbar irgendwo tief in sich drin einen Kompressor verbaut – es ist jedenfalls unglaublich welche Loudness dieser Vogel zustandebringt, wenn er den Schnabel mal zu was anderem als zum Fressen öffnet. Der Gesang des Sojasprossers ist ebenso wie der seiner Schwester Nachtigall unüberhörbar. Wo sie – also die Nachtigall – aber eher nachts tönt, da ist der Sojasprosser eher tagsüber zu hören, und wo sie – also die Nachtigall – scheinbar dauernd über die süße Liebe trällert, zumindest wenn es nach solchen Romantik-und-Drama-Steilvorlagen wie „Romeo und Julia“ geht, da wird das Lied des Sojasprossers eher mit so handfesten Dingen wie Keimlingen in Verbindung gebracht.


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HikE Worth
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Caspar A.
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Vogel der Woche: #096 - Fettchen

28. April 2025

Das Fettchen. Mustela steata.

Das Fettchen verursacht einige der lustigsten Geräusche der Welt, wenn es in ein Fettnäpfchen tritt. Da es das aber persönlich absolut nicht lustig findet, rutscht ihm zusätzlich zu den lustigen Geräuschen auch öfter mal ein frustriertes lautes „wääääää!“ heraus.

Fettchen streichelt mensch am besten mit einer ungeschmierten Scheibe Brot, denn ein Fettchen im Haus erspart die Butter im Kühlschrank. Allerdings muss es dazu erst mal an Brot gewöhnt werden, denn es lässt sich nicht anfassen und muss von selbst herausfinden, dass es sich an Brot sehr gut das Fell sauber schubbern lässt.

Als zahm kann mensch ein Fettchen betrachten, wenn es nach seinem Einmarsch in den Fettnapf mit einem „Wääää!“ in Richtung Frühstückstisch eilt, um sich gegen die hingehaltenen Brotscheiben zu werfen.

Übrigens braucht mensch sich um die Bereitstellung eines Fettnapfs gar nicht zu kümmern; Fettchen finden derartige Gegenstände mit dem untrüglichen Instinkt eines – nun ja, Fettchens – ganz alleine.

Hat mensch allerdings geschmackliche Vorlieben wie Rosmarin-Fettnapf oder ähnliches, kann mensch selbstverständlich auch dezent nachhelfen.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #087 - Wachteil

24. April 2025

Das Wachteil. Coturnix uhrnix.

Das Wachteil zeichnet sich durch präzises Aufwachen zum garantiert falschen Zeitpunkt aus. Wachteile verdösen den Tag, um just in dem Moment ihren Kopf aus dem Busch zu stecken, in dem ein Habicht drauf landet oder ein Fuchs mit Appetit auf eine kleine Zwischenmahlzeit vorbeischaut.

Wenn ein Wachteil sich einen Wecker stellen würde, würde dieser Wecker exakte­ment in der Sekunde bimmeln, in der eine Blindschleiche mit dem Hörrohr das Gestrüpp auf Essbares durchhorcht.

Wer hat gesagt, daß das Leben fair ist?


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HikE Worth
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Gregor Börner
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Vogel der Woche: #095 - Der Wetterstar

21. April 2025

Wetterstar. Sturmus vulgaris.

Diesem so sehr nach einem gewöhnlichen Star aussehenden Vogel traut kein Mensch irgend etwas anderes zu als seltsames Gezwitscher, Kirschenklau und anderes vogelübliches Zeug; vielleicht noch das Brüten in einem Starenkasten, und, wenn die Assoziative Phantasie des Menschen überschäumt, vielleicht sogar das Brüten in einer Auto-Blitzer-Kamera, aber auch nur weil diese dummerweise ebenfalls Starenkasten genannt wird.

Aber der Wetterstar ist nicht so einer. Seltsam zwitschern mag noch angehen; das ist aber auch nicht seltsamer als das was andere Stare so zwitschern: also dieses ganze Fümms bö wö, rinzekete rakete, und so weiter.

Und Kirschen klaut er höchstens über einen metereologischen Umweg. Der Wetterstar ist nämlich der Erzeuger des Starwind, eines exorbitanten Sonderwetters, welches noch stärker als ein herkömmlicher Starkwind reinhaut und die Kirschen wie auch alles andere von wirklich jedem Baum runterwirft.

Sein Flügelschlag bewirkt eine ganze Menge. Der Wetterstar weiß das und bewegt sich daher meist zu Fuß, denn ihn selbst wirft es bei Starwind ebenfalls vom Baum.

Kürzlich wurde dem Wetterstar die Moderation einer eigenen TV-Show angeboten, Wettern Dass?!; jedoch lehnte der Vogel ab mit der Begründung, er sei nicht so ein begeisterter Wetter.

Dabei zuckte er bedauernd mit den Flügeln, was den Tornado Helene auslöste, wodurch noch viel weniger Kirschen an den Bäumen geblieben sind als sonst.

So kann’s gehen.


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HikE Worth
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Vogel der Woche: #094 - Der Ikea

14. April 2025

Heute: Der Ikea. Nestor inotabilis.

Dieser Vogel war bis vor kurzem der häufigste Papagei Neuseelands. Er erfreute sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit, da er ein handwerkliches Talent besaß, und das ganz ohne Hände! Nur mit Füßen und Schnabel war der Ikea in der Lage, Regale aufzubauen, die nicht zusammenbrachen, und Stühle zu montieren, die stehen blieben, wenn ein Mensch sich draufsetzte. Bei alldem war der Ikea genügsam, flog zum Rauchen, zum Poppen und zum Essen nach draußen, putzte sich die Füße (und den Schnabel) ab, wenn er wiederkam, trank niemals vergorenen Gerstensaft, und besaß – als Tüpfelchen auf dem I seines Charakters – auch noch eine erstaunlich wohltönende Stimme, die niemals lachte wie eine alte hämische Tante, und auch niemals das Zeitzeichen im Radio oder den Handyklingelton zur Unzeit nachahmte.

Er war so beliebt, dass er sogar zum Wappenvogel des neuseeländischen Dachverbandes der Mund- und Fußmaler aufstieg, und die Belange dieser Menschen ohne Arme werbewirksam in Brief, Fax, Rundfunk und Fernsehen vertrat.

Leider starb der Ikea nach einem Direktkontakt mit dem Ifresser aus.

Heute lebt nur noch sein enger Verwandter, der zweithäufigste und eher zwölftbeliebteste Papagei Neuseelands, der gummidichtungsknispelnde Kea (Nestor notabilis), der einen Imbusschlüssel nicht von einer Salzstange unterscheiden kann.


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HikE Worth
Text, Sprechix

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