21. August 2023
Heute: Die Elegans. Anser elegansa.
Die Elegans ist ein Vogel mit wunderschön geschwungenem Hals.
Nun könnte man laut aufrufen: „Ja, das ist ein Merkmal, fürwahr, welches sie unterscheidet von allem vorher dagewesenen! Nicht etwa, dass es Tanzballette gäbe wie Schwanensee, Lohengrin, und so, die ausdrücklich die Eleganz der Schwäne und ihrer Hälse betonen! Fürwahr, ein wunderschön geschwungener Hals – das ist mal wirklich ein würdiges Merkmal, um daran eine ganz neue Vogelart aufzuhängen, Respekt dem Forscher, der dies zu tun vermag!“
Sicher steckt ein Funke Wahrheit in dieser Kritik, aber ich war ja noch gar nicht fertig mit meiner Beschreibung. Bei Schwänen sind nämlich zum Beispiel die Füße vollkommen hässlich – und die Füße der Elegans sind total schön – da herrscht eine Ausgewogenheit zwischen Schwimmhaut und Zehenfächer, wundervoll geschwungene Gelenke, die Farbe von unbeschreiblichem pfingstrosenrosa, changierend ins pfirsich’ne. Und das ist wirklich ein Unterschied zum Schwanenfuß, der einfach nur aussieht wie ’ne verunglückte Taucherflosse.
Nicht umsonst besingt man beim Schwan immer nur seinen Hals und vielleicht noch die Flügel, ganz selten auch seine Brust.
Bei der Elegans gehört alles besungen, dieser Vogel sollte eigentlich jederzeit vollkommen frei in den Lüften schweben, weil man sonst so viel Schönes nicht sehen kann!
Der Bürzel der Elegans ist ein Gedicht aus Federn und Bürzeldrüse, flockigleicht und von unnachahmlicher Linienführung! Dagegen kann der Schwan mit seinem komischen Zipfelbürzel echt nur abstinken.
Und der Schnabel! Nicht so ein davorgehauener Knollenklumpen wie beim Schwan sondern eine kühne Komposition aus Horn und Lamellen zum Fressen, zart ansteigend bis zum Nasenloch, dann wipfelstürmend in den edlen Scheitel, dahinter ein Auge zum Verlieben schön!
Die Elegans, liebe Leute, DAS ist der Vogel der Vögel, die Gans der Gänse, der Gipfel der Schöpfung! Als Gott den Schwan schuf, hat sie nur für die Elegans geübt.
Nur die Stimme der Elegans ist ein etwas blöde klingendes Quaken. Man kann halt nicht alles haben – leider.