26. August 2024
Heute: Der Flussüberläufer. Tringa trancea.
Dieser Vogel kann auf dem Wasser gehen. Das hat ihm nicht nur Freunde eingebracht; die Erstbeschreiber KAPPLAN & GURUH fanden es noch lustig mit anzusehen, wenn der Flussüberläufer leichtfüßig über die Wellen trippelte, aber ihr Freundeskreis hat sich daran blutig zerstritten.
Biologie und Theologie haben sowieso schon nicht den Ruf, der anderen Fachrichtung gegenüber tolerant zu sein, aber die Diskussionen, die um das Überwassern des kleinen graubraunen Langschnabels geführt wurden, zeichneten sich durch zunehmende Intoleranz sich selber gegenüber aus.
Da stritten Theologen mit Theologen und Biologen mit Biologen, bis alles ein heilloses Durcheinander aus Theorien und Thesen war. Die theologische Seite hat sich mittlerweile aus der Diskussion zurück gezogen, aber das Gezänk ist dadurch nicht schwächer geworden – nur blutiger.
Es gibt vierzehn Hauptthesen, warum der Flussüberläufer nicht untergeht, und 352
Thesen, warum er auf dem Wasser läuft.
Die wichtigsten seien hier angeführt:
1. Er geht nicht unter, weil er das Wasser verdrängt.
2. Er geht nicht unter, weil Enten das auch nicht tun.
3. Er trägt Schwimmweste unterm Brustgefieder. (unbewiesen)
12. Er nutzt die Oberflächenspannung des Wassers aus – ein Schuss Pril, und auch er würde eintunken.
55. Seine Federkiele sind mit Wasserstoff gefüllt. (unbewiesen)
56. Er ist leichter als Luft, und die Oberflächenspannung des Wassers saugt an seinen Füßen und hält ihn unten.
59. Seine Füße sind so heiß, dass sich zwischen ihnen und der Wasseroberfläche ein Kissen aus verdunstendem Wasser bildet, welches ihm Auftrieb gibt.
214. Seine Füße sind so kalt, dass das Wasser sich schockartig zusammenzieht, wenn er drauf und dran ist, es zu berühren.
228. Er benutzt die Flügel und hält sich dadurch oben. (unbewiesen)
347. Er benutzt den Kopf und hält sich mit dem Schnabel irgendwo fest. (unb.)
348. Er hat ein superschnell verdunstendes Deo, das ihm Auftrieb gibt. (unb.)