18. November 2024
Heute: Der Fistelfiep. Bohlus dietensis.
Nicht alle mögen den Fistelfiep. Ich glaube, das ist sogar eine Beschönigung, eigentlich mag niemand den Fistelfiep. Er hat eine hässliche Stimme und das weiß er. Er hat ein bescheuertes Auftreten und auch das weiß er. Und er hat – aus ihm selber und anderen unerfindlichen Gründen – eine goldene Alula sobald es um Musik geht, die sich über den Darmausgang rückwärts durch den Körper ins Ohr bohrt.
Der Fistelfiep ist ein Vogel der 80er Jahre. Er hat sein Nest gebaut zu Zeiten, wo der extremkomprimierte elektronische Vocoderstandardsound der 90er und 2000er technisch fast noch gar nicht machbar war. Zu Zeiten des Fistelfieps gab es noch analoge Synthesizer, die man vollprogrammierte mit seinen Klangtapeten und alles klang dann entsprechend fistelfiepig – damals in den 80ern durchaus beeindruckend – solang der Fistelfiep selbst nicht den Fehler machte, dazu den Schnabel aufzureißen (fun fact: er singt einen extrem wackligen Sopran).
Und der Fistelfiep war nach einigen Fehlversuchen schlau geworden: er ist nun ein Instrumentalvogel, der sich flugs andere Hähnchen schnappte welche an seiner statt den Gesangspart übernahmen. Das Konzept ging auf.
Auch wenn der Fistelfiep bald selbst nicht mehr stimmlich zu hören war, hat sich sein musikalisches Konzept in die 80er Jahre Klangtapete ähnlich eingebrannt, wie das Werk des Zandergökels die späten 70er beherrschte.