16. Oktober 2023
Heute: Der Odolregenpfeifer. Pluvialis squatorala.
Ebenso wie der Minzfink verblüfft der Odolregenpfeifer mit großer Regelmäßigkeit unbedarfte Wanderer durch plötzlichen Wohlgeruch in einer eher miefigen Umgebung. Die meisten Naturwanderer wenden ihre Aufmerksamkeit sofort ihrem Rucksack zu, weil sie annehmen, dass irgend ein Tiegelchen oder Tübchen oder Fläschlein geplatzt sei und nun aus ihrer mitgeführten Reserveunterbuxe ein Riechtüchlein fabriziere – allein, es ist der kleine Watvogel, der sich auf diese Weise für den Menschen unsichtbar gemacht hat und nun unbeachtet seinem Neste zueilen kann.
Der Duftstoff wird in der Bürzeldrüse aufbewahrt, geht von dort beim Putzen auf Gefieder und Umgebung des Odolregenpfeifers über, wo er allerdings kaum auffällt. Er kann allerdings auch in bedrohlichen Situationen konzentriert versprüht werden.
Selbstverständlich hat der Odolregenpfeifer diesen Duft nicht wegen der Watt-Touristen auf Vorrat, sondern das Sekret dient ihm als Mittel gegen die Egelrobbe (Phoca hirudina), welche ohne die olfaktorische Markierung den gleichen Nistplatz beanspruchen würde, und der es ziemlich egal wäre, wenn das Gelege des Odolregenpfeifers dabei zu Bruch ginge.
Dass dabei Touristen zum Kruscheln in ihren Rucksäcken gebracht werden, bis ihnen das Wasser in die Gummistiefel läuft, ist eher ein Kollateralschaden.
Guten Tach!