16. September 2024
Heute: Der Fimmelpilz. Hipsteria schwallhalla.
Der Fimmelpilz bringt mit großer Regelmäßigkeit und epidemieartig Menschen auf sehr dumme Ideen, die sich typischerweise in gemeinsamen Halluzinationen manifestieren; derzeit ist eine solche Epidemie zu beobachten am Aufploppen der Manufakturen für Alles und Jedes; sei es eine Frisur Manufaktur, eine Fleisch und Wurst Manufaktur, eine Eis Manufaktur oder eine Fritten Manufaktur.
Diesen halluzinatorischen Erlebnisswelten wohnt ein gemeinsamer Faktor inne: nämlich, dass Phantasiepreise für Produkte von weit unterdurchschnittlicher Qualität erhoben werden; das So-Sehr-Besonders-Sein zählt, wenn ich eine einzelne Manufaktur-Fritte mit einem daranliegenden Körnchen einer geeisten Erdbeere für zwanzig Euro unter permanentem Duzen und Anrede mit einem Phantasienamen verkonsumieren darf.
Oder wenn ich ein erbsengroßes Eiskügelchen der Geschmacksrichtung Linse-Tellerrand in einem Pokal voller Tafelwasser mit einem Spritzer Salt-Vinaigrette und einem Veilchenblütenblatt drinne kredenzt bekomme, und mir die Kredenz-Person ganz klar macht, dass das „so ganz true Very very“ ist und keine Blumenvase mit Resten des Abspülwassers drin. Na ja, dafür lass ich dann auch schon mal ’nen braunen Lappen oder dessen Äquivalent „mit Karte, bitte“ von meinem Konto runtersaugen.
Und nun gar eine Fleisch und Wurst Manufaktur mit einem Plastiktier in Schweineform, So Kommet und Kaufet Plastikfleisch, das wir eigentlich aus’m Aldi gezogen haben, und dann mit den Schnittabfällen aus unserer kleinen Frisur Manufaktur paniert, auf Eure Teller drapieren, woraufhin Ihr Euch in Wollust stöhnend am Boden wälzen möget – der Spaß kostet dann einen grünen Lappen, weil, da ist ja mehr als zehn Gramm…
Mögt Ihr dies jetzt für ein akutes Manufakturen-Bashing halten, so sei es drum. Ich weiß es besser. Denn der Fimmelpilz, der Leute in ihren kollektiven Individualrausch ausrasten lässt, sobald es um Nouvelle Cuisine, Hipster- oder sonstige Autosuggestionen des infiniten pseudo-intellektuellen Verfeinerns geht, der grassiert schon seit vielen tausenden von Jahren in der menschlichen Population herum. Er wird unter anderem auch im Märchen von des Kaisers Neuen Kleidern wiedergegeben, wo dann das kleine Kind als einzige Person der kollektiven Masse in die Landschaft kräht: „ey, der Tüp sitzt ja voll nackig auf seinem Sessel rum!“
Der Fimmelpilz findet immer wieder seine Kundschaft. Darauf eine linsengroße Menge Plastikfleisch mit geeistem Frittenhauch an Scheckkarte Deluxe in Frisur-Tafelwasser!
Und nun schau nicht so konsterniert drein, Du, sondern friss das auf. Du, du… Du Urmel.